München (dapd). "Klack, klack, klack". Die ansonsten lautlos vor sich hinarbeitenden Festplatte macht sich von jetzt auf gleich geräuschvoll bemerkbar. Computernutzern treiben solche Töne den Schweiß auf die Stirn. Denn sie bedeuten im schlimmsten Fall, dass der Lesekopf sich auf die Magnetscheibe gesetzt hat, was landläufig als Festplattencrash bezeichnet wird. Dann sind die Daten verloren – es sei denn, der Besitzer hat ein Backup gemacht.
"Wenn die Platte komische Geräusche von sich gibt, passiert der Crash gleich oder ist schon passiert", sagt Michael Schmelzle, Hardwareredakteur des Computermagazins "PC-Welt". So lange sie noch ansprechbar ist, empfiehlt er wichtige Daten auf ein anderes Laufwerk zu sichern – ohne den Rechner vorher neu zu starten. Je lauter das Geräusch, desto wahrscheinlicher sei ein gravierender Defekt.
Platten spätestens nach fünf Jahren wechseln
Solche Ausfälle kommen aber nicht aus heiterem Himmel. Deshalb gibt der Hardwareexperte Tipps zum Vorbeugen: "Festplatten sollten generell nach spätestens fünf Jahren ausgetauscht werden, denn dann steigt die Ausfallwahrscheinlichkeit exponentiell". Dies gelte auch für Solid State Drives (SSD). Dort sei zwar kein Lesekopf im Einsatz, es arbeiten aber einzelne Zellen, die regelmäßig auch kaputt gingen. Die Zellen wiederum ersetze der Controller aus einem Reservepool. "Wenn der defekt ist, kann es auch zu Ausfällen kommen", gibt Schmelzle zu bedenken.
Soweit muss es aber nicht kommen. Denn es gibt Warnsysteme. Durch Festplattenüberwachung mittels der SMART-Technologie ließen sich Ausfälle vorhersehen, sagt Schmelzle. Die Abkürzung steht für "Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology" (übersetzt: System zur Selbstüberwachung, Analyse und Statusmeldung). Dieses haben alle modernen Platten und es weist etwa durch Lesefehler, Temperatur oder auch Laufleistung in Stunden frühzeitig auf mögliche Ausfälle hin. "Damit kann man mit Hilfe spezieller Programme die Festplatte gut im Auge behalten", unterstreicht Schmelzle. Für Windows empfiehlt er das kostenlose CrystalDiskInfo, weil es auch für weniger erfahrene Nutzer geeignet sei.
Professionelle Hilfe nach dem Crash ist teuer
Ist tatsächlich der Ernstfall Festplattencrash eingetreten, dann hilft nur noch professionelle Datenrettung. Nach Angaben von Peter Böhret, Geschäftsführer Deutschland von Kroll Ontrack, schlägt die Wiederherstellung mit mindestens 900 Euro zu Buche. Dies sei abhängig von der Größe und Art der Beschädigung. Für 90 Euro gebe es eine Diagnose samt Liste der wiederherstellbaren Dateien. "2012 waren fünf Prozent unserer Klienten Privatkunden, denen die Daten so wichtig sind", sagt Böhret – Hochzeits- und Familienfotos zum Beispiel oder die eigene Doktorarbeit.
Die teilweise in Internetforen kursierenden Tipps zur Wiederbelegung der Festplatte – beispielsweise in den Kühlschrank oder auf eine warme Herdplatte legen – sind nach Ansicht der Fachleute nicht ernst zu nehmen. "Das ist nichts als Voodoo", findet Computerexperte Schmelzle.
dapd