Leipzig (dapd). Kindersegen im Doppelpack – das ist ungewöhnlich, doch die Geschwisterpaare mit dem gleichen Geburtstag besitzen noch eine weitere Besonderheit. Es gibt nämlich zwei Kategorien: Manche Zwillinge sind kaum zu unterscheiden, während andere nur normale geschwisterliche Ähnlichkeiten zeigen. Es handelt sich dabei um sogenannte eineiige beziehungsweise zweieiige Zwillinge. Doch wie kommt es zu diesen beiden unterschiedlichen Versionen und wie ist das bei Drillingen oder Vierlingen?
"Zweieiige Zwillinge entstehen, wenn im Körper einer Frau gleichzeitig zwei reife Eizellen vorlagen, die dann jeweils von zwei unterschiedlichen Samenzellen befruchtet wurden", erklärt Holger Stepan, Leiter der Abteilung für Geburtsmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. "Dagegen gehen eineiige Zwillinge aus einer einzigen befruchteten Eizelle hervor, deshalb tragen sie identisches Erbgut und gleichen sich."
Bei zweieiigen Zwillingen handelt es sich also eigentlich um ganz normale Geschwister, die nur zeitgleich entstanden sind. Deshalb können auch ein Mädchen und ein Junge als Zwillingspaar zur Welt kommen. "Sie müssen nicht einmal den gleichen Vater haben, denn das Zeitfenster für eine Befruchtung der Eizellen kann mehrere Tage betragen", sagt Stepan. Hat eine Frau also in dieser Zeit nicht nur mit einem Mann Geschlechtsverkehr, können demzufolge auch Zwillinge entstehen, die in Wirklichkeit nur Halbgeschwister sind. Bei eineiigen Zwillingen ist diese pikante Konstellation dagegen nicht möglich: "Sie sind ja durch ein Spermium entstanden und das kann folglich nur von einem einzigen Vater stammen", sagt Stepan.
Gibt es eineiige Mehrlinge?
Bekanntermaßen sind Zwillinge allerdings noch nicht das Maximum beim Kindersegen: Manchmal erblicken drei, vier oder sogar noch mehr Babys gleichzeitig das Licht der Welt. Doch wie sieht es bei diesen Mehrlingsgeburten aus – gibt es diese Kategorien bei ihnen auch? "Ja, sogar in diesen Fällen kann es beide Möglichkeiten geben", bestätigt Stepan. In der Regel handle es sich allerdings um mehreiige Geschwister, die auf multiple Eisprünge zurückgehen oder durch künstliche Befruchtung entstanden sind. "Doch eineiige Mehrlinge können sich ebenfalls entwickeln, wenn sich die Teilungsprozesse, die zu eineiigen Zwillingen führen, früh mehrfach wiederholen", sagt Stepan.
Er weiß das nur zu gut, denn vor etwa einem Jahr machte das Universitätsklinikum Leipzig in diesem Zusammenhang Schlagzeilen: Eine 31-Jährige hatte natürlich entstandene eineiige Vierlinge zur Welt gebracht. Die vier Mädchen werden also einmal für ordentlich Verwirrung sorgen können: Den Effekt des sprichwörtlichen "doppelten Lottchens" werden sie noch einmal verdoppeln.
dapd