Berlin (dapd). Die Deutschen werden ein Volk von Spielern, zumindest solchen im Internet. Nach Angaben des Bundesverbandes Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) vertreiben sich 16,5 Millionen Internetnutzer regelmäßig die Zeit mit Online-Games oder Spielen in sozialen Netzwerken. Dabei verdienten die Anbieter 2011 mit Abonnements für solche Angebote 183 Millionen Euro.
Ein gutes Geschäft sind "World of Warcraft", "Herr der Ringe Online" und andere Spiele auch für Cyberkriminelle, wie Christian Funk von Kaspersky Lab unterstreicht. Laut dem Virenanalysten stieg die Zahl speziell für Onlinegames entwickelter Trojaner von gut 240.000 im Jahr 2007 kontinuierlich auf aktuell rund 3,3 Millionen. Ziel sei fast immer der Diebstahl von Onlinerollenspiel-Accounts, die sich dann wiederum verkaufen lassen.
Bei "World of Warcraft" könne ein einziges Item, also ein spezieller Ausrüstungsgegenstand welchen man erst im Laufe des Spieles findet, einen drei- bis vierstelligen Betrag wert sein. Das heißt, die Spieler bezahlen für besondere Fähigkeiten der Figuren mit realem Geld, zum Beispiel über Internet-Auktionshäuser und spezielle Foren.
Gefälschte Angebote sind schwer zu erkennen
Die Hacker arbeiten mit Keyloggern, das Schadprogramme, die Eingaben des Nutzers auf der Tastatur protokollieren und an die Kriminellen weitergeben. Eine weitere Methode sei Fishing, also das Betreiben gefälschter Login-Seiten.
Als konkretes Beispiel zeigt Funk eine Mail, in der eine Woche kostenloses Spielen angeboten wird. Per Klick wird der Nutzer direkt auf die Seite geleitet, eine Fälschung. Sie soll nur dazu dienen, Login-Daten der Nutzer zu bekommen und damit Zugriff auf die Charaktere, deren Items und Kreditkartendaten zu erhalten.
Diese gefälschten Angebote seien schwer zu erkennen. "Die Seiten sind mittlerweile sehr authentisch, die Zeiten mit falscher Grammatik und schlechter Grafik sind vorbei", sagt Funk. Die Internetadresse lasse sich nur von Experten durch Auslesen des HTML-Codes als falsch erkennen. Um sich vor solchen Seiten zu schützen, empfiehlt Funk Viren-Software mit Anti-Fishing-Modul und einen Browser mit entsprechender Funktionalität. Zudem sollten Nutzer niemals Links in Mails anklicken, sondern lieber die URL per Hand eingeben oder ein Lesezeichen benutzen.
Aktualisierungen und ein Virenscanner schützen
Vor allem sei es unerlässlich, das Betriebssystem, den Flash-Player, Java, den Adobe Reader und den Browser ständig auf dem aktuellen Stand zu halten, um Sicherheitslücken zu schließen. Unabhängig von einer Firewall im Router empfiehlt er eine Software-Firewall zu nutzen, da sich diese exakter konfigurieren ließe.
Blizzard Entertainment, der Anbieter von "World of Warcraft", ruft seine Nutzer auf der eigenen Internetseite ebenfalls zu sicherem Verhalten auf. Vorsicht sei vor allem geboten, wenn vermeintliche Mitarbeiter des Anbieters während des Spielens im Chat auf andere Seiten verlinken. Dies sei erkennbar am fehlenden blauen Logo. "Blizzard-Mitarbeiter werden euch nie an andere Webseiten weiterleiten als die offiziellen Domänen für Anliegen, Fragen oder Informationen zu eurem Account", heißt es.
Laut Funk wird Hackern oftmals die Arbeit leichter gemacht, weil Spieler keinen Virenscanner aktiviert haben. "Viele verzichten darauf, weil er den Rechner ausbremst und die Bandbreite des Internets limitiert." Das habe sich geändert mit dem sogenannten "Gaming-Modus" vieler Antivirenprodukte.
Dabei pausiere der Download von Sicherheitsupdates und auch der Festplattenscan, der im Hintergrund abläuft, während des Spielens. Der Rechner sei dennoch für Angriffe weiterhin geschützt. "Damit hat man Sicherheit und Performance. Der Geschwindigkeitsverlust ist heutzutage kaum noch vorhanden", sagt er.
dapd