Fürth (dapd). "Euch hat das damals auch nicht geschadet" – den Satz bekommen Eltern oft zu hören, wenn Oma oder Opa bei der Kindererziehung anderer Meinung sind. Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung, gibt Tipps, wie man Streit vermeiden kann.

"Die Erziehung der Kinder ist grundsätzlich Sache der Eltern", sagt er. Wenn die Großeltern die Kinder mitbetreuen, könnten Eltern einzelne Erziehungsaufgaben delegieren.

Sind Mutter oder Vater unzufrieden ist mit den Methoden der Großeltern, sollten sich zunächst beide darüber verständigen, was sie stört. "Dann sollte man sich – in einer ruhigen Minute und nicht vor den Kindern – mit den Großeltern zusammen setzen", rät der Experte. Dass es dabei bisweilen zu Streit komme, sei unvermeidlich. "Wenn es nicht anders geht, sollten Eltern davor nicht zurückscheuen – es geht schließlich um ihre Kinder", sagt Ulrich Gerth. Hilfreich sei es aber, wenn die Eltern keine Prinzipien reiten, sondern sich auf konkrete Einzelheiten beziehen. "Sonst wissen die Großeltern ja gar nicht, was sie machen sollen."

Rat von Oma sei oft willkommen. Einige Großeltern wüssten aber nicht, wann es reicht. "Wenn man penetrant wird und versucht zu missionieren, wird es anstrengend", sagt Ulrich Gerth.

Den Satz "Euch hat das damals auch nicht geschadet" sollten sich Großeltern verkneifen, rät der Diplompsychologe. Die Behauptung könne auch als Schutz dienen, um Unsicherheit zu überspielen. Etwa wenn sie auf die Aussage folgt, man müsse Kinder auch mal schreien lassen – "da spürt die Oma vielleicht, dass man das heute anders sieht", sagt Ulrich Gerth. Die erwachsenen Kinder dagegen fühlten sich eher an Erziehungsfehler ihrer Eltern erinnert. Besser sei es, wenn die Großeltern nachfragen: ‚Wir haben das damals so gemacht – wie war das für dich?‘ "So kommt man ins Gespräch und weg vom Streit um die Enkel."

dapd