Washington/Hamburg (dapd). Das Bienensterben der vergangenen Jahre hat viele Landwirte in Sorge versetzt. Schließlich erbringen Imker mit ihren Tieren wichtige Bestäubungsleistungen für die Produktion von Nahrungspflanzen. Jetzt hat ein internationales Forscherteam belegt, dass wilde Insekten den Job viel besser erledigen: Sie verdoppeln die Zahl der Früchte. Die Studie erscheint online im Wissenschaftsjournal "Science" (doi: 10.1126/science.1230200).
In der groß angelegten internationalen Studie untersuchten der Agrarbiologe Lucas Garibaldi von der Nationalen Universität von Río Negro und mehrere Dutzend Kollegen 41 Arten von Nahrungspflanzen auf sechs Kontinenten. Auch die Universitäten Würzburg, Lüneburg, Göttingen und Koblenz-Landau waren beteiligt.
Die analysierten 600 Felder boten alle Anbaupraktiken, von Ökolandbau bis zu industrieller Monokultur. Ebenfalls variierte die Häufigkeit der Bienen und wilder Insekten auf den Feldern. Für jedes Feld erfassten die Forscher, wie viele Blüten pro Minute die einzelnen Insektenarten aufsuchten. Außerdem ermittelten die Wissenschaftler, wie viele Pollen sich an den Narben der Blüten abgelagert hatten. Zuletzt erfassten die Teams, welcher Anteil Blüten reife Früchte hervorbrachte.
Bienen bedeuten mehr Pollentransporte, aber weniger Früchte
Erwartungsgemäß stieg die Zahl der Pollen an den Blütennarben mit der Anzahl der Blütenbesuche. Bienen hatten darauf einen größeren Einfluss als wilde Insekten. Ein zweites Ergebnis der Forscher relativiert diesen Befund jedoch: Wilde Insekten bestäuben die Nahrungspflanzen effektiver als von Imkern gehaltene Honigbienen. Auch wilde Bienen waren anderen Insekten meist unterlegen. Durch wilde Insekten bestäubte Blüten entwickelten doppelt so wahrscheinlich reife Samen oder Früchte.
Honigbienen können der Studie zufolge die Aktivität der wilden Insekten ergänzen. In jedem siebten Feld steigerten sie die Zahl der Früchte nennenswert. Die Bestäubungsleistung der wilden Insekten können die Honigbienen jedoch nicht ersetzen, beobachteten die Forscher. Wilde Bestäuber steigerten in jeder untersuchten Pflanzenart und auf jedem ausgewerteten Feld die Erträge. Weiterhin fand die Studie, dass Felder mit weniger Pflanzenarten signifikant weniger Insekten anlockten – und weniger Früchte hervorbrachten.
Ohne Maßnahmen, um die wilden Arten und ihre Lebensräume zu erhalten, werde "der anhaltende Verlust wilder Insekten weltweit die landwirtschaftlichen Erträge beeinträchtigen", warnen Garibaldi und seine Kollegen. Die gezielte Bewirtschaftung mit Bienen könne den Verlust wilder Arten nicht kompensieren.
dapd