Dresden (dapd). Schlau wie ein Fuchs! – Diese Redewendung hat tiefe Wurzeln: Seit der Antike spielt der spitzgesichtige Räuber in Fabeln und Geschichten den hinterlistigen Schlawiner. Doch hat der Fuchs das sprichwörtliche Etikett "schlau" wirklich verdient oder ist es nur eine Eigenschaft, die ihm in Märchen angedichtet wurde?
"Schläue im Sinne von hochentwickeltem Problemlösungsverhalten ist tatsächlich ein charakteristisches Merkmal der Füchse", sagt Sven Herzog, Dozent für Wildökologie und Jagdwirtschaft an der Technischen Universität Dresden. Die Intelligenz sei sogar eines der Erfolgsgeheimnisse dieser Tierart, betont er: "Füchse lernen schnell, erfassen Zusammenhänge und können ihr Wissen dann in raffinierte Strategien umsetzen, die ihnen das Überleben in vielen Situationen sichern".
Der Rotfuchs(Vulpes vulpes)ist ein ausgesprochener Sieger unter den Säugetieren: Er konnte sich ein breites Spektrum unterschiedlicher Lebensräume erobern – vom eisigen Alaska bis in die Hitze Nordafrikas. Der Fuchs besitzt damit das größte geografische Verbreitungsgebiet aller Raubtiere. Sogar der Mensch kann dem kleinen Wildhund nichts anhaben – im Gegenteil. Während viele Wildtierarten verschwinden, wo sich der Mensch breit macht, gewinnt der Fuchs neuen Lebensraum: Die rotpelzigen Gesellen durchstreifen längst nicht mehr nur einsame Waldgebiete, sondern auch Straßen, Parks und Gärten – sie sind zu Stadtfüchsen geworden.
Ein ausgefuchster Überlebenskünstler
Das Erfolgskonzept hinter diesem Siegeszug sei enorme Anpassungsfähigkeit, erklärt Herzog: "Der Fuchs ist ein Generalist – er hat sich nicht auf eine spezielle Lebensweise oder Nahrung spezialisiert, sondern kann sich auf viele Lebensumstände flexibel einstellen – Intelligenz ist dabei eine Schlüsseleigenschaft", sagt Herzog. ‚Reineke Fuchs‘ hat gelernt, wie man in der sibirischen Tundra Lemminge überlistet, in Nordafrika dem Menschen Hühner klaut oder wie man in Berlin-Reinickendorf sicher die Straßen überquert. "Von der Maus bis zum Müllsack hat er sich mit cleveren Verhaltensweisen die unterschiedlichsten Nahrungsquellen eröffnet", ergänzt Herzog.
Die Raffinesse der Füchse treibt teils kuriose Blüten, wie zahlreiche Berichte belegen. "Es gibt beispielsweise Füchse, die sich tot stellen, um Krähen anzulocken, die sie dann im richtigen Moment schnappen", sagt Herzog. Auch Jagdmethoden des Menschen durchschauen sie schnell. "Selbst wenn ein Fuchs nur einen anderen beim Tappen in eine Falle beobachtet hat, kann er lernen, sie zu meiden", sagt Herzog. Der Ruf des Fuchses hält also auch einer objektiven Betrachtung stand: Er ist buchstäblich ein ausgefuchster Überlebenskünstler.
dapd