Durham (dapd). Zwergschimpansen teilen freiwillig ihre Nahrung mit Fremden. Die Bedingung dafür ist aber, dass ihnen im Austausch soziale Kontakte winken. Ist das nicht der Fall, helfen die Affen Fremden immerhin, an Nahrung zu gelangen, die nicht in ihrem Besitz ist. Das berichten Forscher der Duke University in Durham im Wissenschaftsjournal "PLOS ONE" (doi:10.1371/journal.pone.0051922).

Menschen gelten als einzigartig darin, mit anderen zu teilen – Fremde eingeschlossen. Dieses rätselhafte Phänomen hat zahlreiche Forscher dazu gebracht, das Teilen mit Fremden mit der einzigartigen menschlichen Sprache, unseren sozialen Normen, Kriegen oder der gemeinsamen Aufzucht der Kinder zu erklären. Allerdings sind auch unsere nächsten lebenden Verwandten, die Zwergschimpansen, ausgesprochen tolerant und in der Lage, mit Fremden zu kooperieren.

In vier Experimenten haben der Anthropologe Jingzhi Tan und der Neurowissenschaftler Brian Hare von der Duke University untersucht, ob Zwergschimpansen freiwillig Fremden Nahrung geben. Dabei stellten sie fest, dass die Tiere Fremden dann von ihrem Futter abgaben, wenn sie im Gegenzug auf eine soziale Interaktion hoffen durften.

Soziale Interaktion als Gegenleistung

Teilweise sei das Verhalten der Zwergschimpansen aber auch selbstlos motiviert, berichten die beiden Forscher. Die Affen haben in den Versuchen Fremden auch dann geholfen, an Nahrung zu gelangen, die außerhalb der Reichweite der Fremden war, wenn keine soziale Interaktion entstehen konnte. Die Selbstlosigkeit der Zwergschimpansen erfuhr allerdings dann ihre Grenzen, wenn die Tiere Nahrung aus ihrem Besitz abgeben sollten, ohne dass dadurch eine soziale Interaktion möglich würde.

"Die Ergebnisse legen nahe, dass mitfühlendes Verhalten gegenüber Fremden nicht einzigartig menschlich ist", schließen die Forscher. Leitautor Tan resümiert: "Genau wie Schimpansen wäre unsere Art bereit, Fremde zu töten; genau wie Zwergschimpansen können wir ebenso gut sehr nett zu Fremden sein."

Fremdenfreundliches Verhalten auch ohne Sprache und soziale Normen

Die Studie zeigt weiterhin, dass keine der für den Menschen angenommenen Ursachen – Sprache, soziale Normen, Krieg, gemeinsame Kinderaufzucht – nötig sind, damit sich die Bereitschaft entwickeln kann, mit Fremden zu teilen. Vielmehr vermuten Tan und Hare, dass das fremdenfreundliche Verhalten aufgrund der evolutionären Selektion auf tolerantes Sozialverhalten entstanden sein könne. Ein solches sei vorteilhaft, um die individuellen sozialen Netzwerke zu vergrößern. Menschliche soziale Normen und die Sprache könnten dieses Verhalten der Menschenaffen später auf die Spitze getrieben haben.

dapd